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Die wichtigsten ausländischen Zündnadelgewehr-Modelle (Übersicht)
Französisches Zündnadelgewehr Chassepot M1866
Nach Beendigung des Krieges 1866 und der bekannt gewordenen Erfolge des preußischen Zündnadelgewehrs, begann Italien (nach vorausgegangenen Versuchen) mit der Einführung eines Zündnadelsystems. Am 4. August 1866 beschloß eine Kommission in Turin die Änderung der Infanteriegewehre M/1860 und der Stutzen der Bersaglieri M/1856 nach dem System Carcano. Carcano war Kontrolleur in der Gewehrfabrik Turin. Im Jahre 1867 wurde mit der Umänderung von ca. 400000 Gewehren. Diese Gewehre behielten - mit Ausnahme des Schlosses - ihre bisherige Form bei. Ebenso das Kaliber wurde beibehalten. Zusammenfassend kann man bemerken, dass dieses Gewehr eine Weiterentwicklung des preußischen Gewehrs M/41 darstellt. Die Art der Umänderung, namentlich die Verwendung des aufgeschnittenen hinteren Laufstücks als Hülse, erinnert sehr an die erste Dreyse-Konstruktion mit zylinderförmigen Nadelschloß aus den 1830er Jahren, bei denen Dreyse einen Teil des Laufes zur Verschlußhülse umfunktioniert hatte .
Russisches Zündnadelgewehr System Carlé , 1867
Der Verschluß des Gewehrs entspricht in allen wesentlichen Teilen der Konstruktion des Büchsenmachers Karl August Luck aus Suhl, der dafür auch ein Patent erhielt. Der Systemname geht auf ein Patent eines Herrn Johannes Friedrich Christian Carlé zurück, dessen Patent aber wegen der Ähnlichkeit 1869 aufgehoben wurde. Im Jahr 1866 wurde das System Carlé der russischen Regierung zur Prüfung vorgelegt, das sich besonders zur Umänderung der 6-Linien-Gewehre auf Hinterladung eignete. Aufgrund von politischen Druck wurde das System 1867 angenommen. Es stellten sich jedoch bald Probleme hinsichtlich der Gasdichtigkeit der Verschlusses und der Verbrennung der Papierhülsen dar. Sodaß das Sytem ab 1868 durch das System Krnka ersetzt wurde. Es wurden 213927 Gewehre des alten Modells 1858 nach dem System Carlé abgeändert.
Englische Zündnadelgewehr um 1850
Das Modell wurde in England produziert und stellt hinsichtlich des Verschlusses eine Kopie des System Dreyse dar. Diese Waffe belegt, dass trotzt der Bemühungen um Geheimhaltung auf der preußen Seite das Ausland mit namhafter Waffenindustrie bereits um 1850 Zündnadelgewehre und funktionsfähige Papierpatronen herstellen konnte. Das Zündnadelgewehr wurde in England allerdings nicht eingeführt, da sich die überaus konservativen britischen Militärs nicht dazu durchringen konnten. Eines der Hauptargumente: Die potentielle hohe Munitionsverschwendung des einfachen Soldaten. Quelle: Das Zündnadelgewehr, Mittler Verlag (siehe Literaturliste) Hier finden Sie mein Impressum © 2023 |