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Französisches Zündnadelgewehr Chassepot M1866

  • Hersteller: Manufacture Imperial Mutzig
  • Baujahr: 1868
  • Zylinderverschluß System Chassepot mit pufferförmiger Liderung
Chassepot1
Zu dem Gewehr sind folgende technische Daten zu vermerken:
  • Kaliber: 11mm
  • Züge: 4 links
  • Gesamtlänge: 1310mm
  • Lauflänge: 829mm
  • Masse 4250g
  • runder, blanker Lauf mit Haft für Seitengewehr (Yagatan)
  • Treppen-Rahmenvisier 200 bis 1200m
  • Eisenbeschläge, preußische Besitzstempel
Chassepot2
Das 1866 eingeführte französische Zündnadelgewehr war der wichtigste und bis 1870 von deutschen Militärs in der Leistung unterschätzte Konkurrent des Dreyse-Systems. Es glänzte mit guten außenbalistischen Leistungen (Tragweite, gestreckte Flugbahn), die auf das Kaliber 11mm und die relativ hohe Anfangsgeschwindigkeit von fast 440m/s zurückzuführen waren. Damit entsprach die innenbalistischen Auslegung der französischen Waffe fast genau den Vorstellungen führender deutscher Ballistiker wie Plönnies.

Man setzte die Zündpille an den Boden der Papierpatrone, so dass die Nadel nicht mehr die ganze Pulverladung durchstechen musste und dadurch mit der Zeit ausglühte. Der Einbau eines elastischen Puffers aus Kautschuk machte das System zuverlässig gasdicht (siehe auch den Vergleich der Systeme Dreyse und Chassepot).
Sehr viele Bilder und Angaben zu diesem Gewehr kann man auch auf der französischen Seite sehen.
Chassepot3
Die reale Feuergeschwindigkeit lag noch über der des deutschen Zündnadelgewehres, weil das Schlößchen (Schlagstück) nach dem Schließen des Verschlusses nicht mehr seperat mit dem Daumen nach vorne gedrückt werden mußte. Am 1.Juli 1870 hatte Frankreich einen Vorrat von mehr als 1,037 Millionen Zündnadelgewehren, und die staatlichen Fabriken konnten monatlich 30000 Stück liefern. Die riesigen im deutsch-französischen Krieg angefallenen Mengen an Beutewaffen (incl. Munition) wurden von Kontigenten des Reichsheeres teilweise als Reserve bevorratet und - nachdem sie für die neue Metallpatrone M71 eingerichtet waren - an bislang waffentechnisch unterversorgte Einheiten ausgegeben.
Chassepot4
Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Modell des Chassepotgewehrs mit den Bezeichnungen:

 FUSIL D`INFANTERIE L = 1310 mm
 FUSIL Pour la Cavalerie d`Afrique L = 1310 mm
 CARABINE DE CAVALERIE et de GENDARMERIE A CHEVAL  L = 1177 mm
 CARABIE DE GENDARMERIE A PIED L = 1177 mm


Die Entladestöcke dazu hatten folgende Maße:

 artillerie chassepot   L = 482 mm
 gendarmerie a cheval   L = 677,5 mm
 gendarmerie a pieds   L = 677,5 mm
 chassepot gras 1866-1874 T   L = 885 mm
 Chassepot 1866 original   L = 885 mm


Auf der Systemhülse kann man, je nach Herstellungsjahr, zusätzlich zu dem Produktionsstandort noch lesen:

 Imperial  bis 1870
 National  ab 1871 bis 1873
 Republique  nach 1873


Neben der Aufschrift auf der Systemhülse kann man auch an der Waffennummer den Herstellungsort sehen:

 Buchstabe Herstellungsort
 A, B und C Châtellerault
 F, G, H, I, K, L, M, N, P und Q St-Etienne
 O St-Etienne (Sondermodell mit drei Bändern Chasseur de Afrique 12000 Stück)
 S, R und T Tulle
 D und E Mutzig
 U und V firme privée Cahen Lyon et cie


Auch in England wurden Chassepotgewehre hergestellt. Als die französischen (staatliche Firmen) nicht genügend Chassepot herstellen konnten, hat die Regierung eine Lizenz an die private Firma "Cahen Lyon et cil" vergeben. Diese Firma hat selbst keine Gewehre produziert, sondern die Lizenz an andere Firmen im Ausland vergeben. Firmen in England haben deshalb Chassepotgewehre produziert. Die Gewehre wurden hauptsächlich in Birmingham und London produziert.
Die Firmen Namen: J. Squires London, Potts et Hunts a Londres Tipping & Lawden Makers Birmingham, P.Webley & Son Birmingham, Herny Clive et Robert Hughes Birmingham.
Die Engländer haben auch eigene Bajonette hergestellt, die die Stempelung WH auf dem Klingenrücken tragen. Die Gewehre wurden in kleineren Stückzahlen gefertigt und zum Beispiel an die Marine geliefert. Das Firmenzeichen von P.Webley & Son Birmingham soll ein Adler (er sieht sehr verhungert aus) sein. Er hat keine Krone auf und der Kopf zeigt nach links. Unter dem Adler ist eine B eingeschlagen. Diesen Adler kann man nicht mit dem französischen "aigle Chassepots" verwechseln.
(dankenswerterweise von Stefan Schmidt recherchiert - Die_Chassepot_Stempel.pdf)

Bei Steyr wurden 1871 12000 Chassepotgewehre für Frankreich hergestellt (inkl. 100000 Teile), wie man aus einer Exportliste aus dem Buch "Josef Werndl und die Waffenfabrik" entnehmen kann. Dort sieht man auch, dass 1800 Gewehre für Württtemberg, 53000 Gewehre für Preußen und 53000 Karabiner für Sachsen gefertigt wurden.

Viele weitere Informationen gibt es in den Chassepot-Links auf der Link-Seite. Infos und Tipps zu den Papierpatronen und dem Schießen mit dem Chassepot-Gewehr findet man auf der Technikseite.



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