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ZN-Buechse

Zündnadelmustergewehr System Luck

  • Hersteller: Karl August Luck aus Suhl
  • Baujahr: unbekannt etwa 1865
  • Hinterlader: Selbstspannender Zylinderverschluß mit aufrichtbaren Hebel am hinteren Verschlußende
  • Kolben mit Backe auf der linken Seite, Entladestock aus Eisen mit Messingkopf
  • Zum Zündnadelgewehr umgebauter Vorderlader System Lorenz.
Luck Mustergewehr1
Zu dem Gewehr sind folgende technische Daten zu vermerken:
  • Kaliber: 13,9mm
  • Züge: 4 rechts
  • Gesamtlänge: 1330mm
  • Lauflänge: 870mm
  • Masse: 3950g
  • runder, blanker Lauf
  • Standvisier
  • Laufringe aus Eisen
Luck Mustergewehr2
Bei dem gezeigten Gewehr handelt es sich ein Mustergewehr, das von dem Büchsenmacher Karl August Luck aus Suhl auf Basis eines Vorderladers System Lorenz gefertigt wurd. Es diente als Studie für die Änderung von Vorderladern in Zündnadelgewehre mit einem weiterentwickelten Zündnadelsystem. Die Systemhülse ist rund und blank. Die Kammer hat zwei Verriegelungswarzen, die in entsprechende Aussparungen in der Systemhülse greifen wenn die Kammer mit dem Kammerstengel nach rechts geschwenkt wird. Die Kammer ist vorne konisch ausgebildet und legt sich in einen passenden Teil am Ende des Patronenlagers an. Die Gasdichtigkeit nach hinten wird mittels einem eingelassenen Puffer hergestellt (ähnlich dem Chassepot-System). Der Kammerstengel ist nach hinten umlegbar. Er dient dazu die Kammer zu ver- bzw. entriegeln und die Zündnadel zu spannen
Luck Mustergewehr3
Bedient wird das System folgendermaßen: Geht man vom geschlossenen System aus, wie es in dem oberen Bild gezeigt wird, so wird zunächst der Kammerstengel hochgeklappt. Anschließend dreht man die Kammer mit dem Kammerstengel nach Links und entriegelt damit das System. Durch das Zurückziehen des Kammerstengels wird das System geöffnet und eine Papierpatrone kann eingelegt werden. Mit Hilfe des Kammerstengels wird nun die Kammer nach vorne geschoben und mit einer Drehung nach Rechts das System geschlossen und verriegelt. Zum Schluß klappt man den Kammerstengel gegen den Widerstand der Spiralfeder im System nach hinten. Die Abzugszunge verhindert, dass der Nadelbolzen nach vorne gleitet. Dadurch wird die Zündnadel gespannt und das Gewehr ist feuerbereit.
Geschossen wurde das Gewehr mit einer Papierpatrone, die dem Aufbau einer modernen Metallpatrone sehr ähnlich war (siehe hierzu historische Papierpatronen - Bild ganz unten). Bei dieser Papierpatronen befand sich der Zündsatz am Patronenboden, ähnlich wie beim Chassepot-System.

Deutlich erkennt man in dem folgenden Bild den Bereich in dem vorher das Perkussionsschloß war und der nun mit Holz ausgefüllt wurde.
Luck Mustergewehr7

Karl August Luck beantragte für dieses Gewehr am 9. März 1865 ein Patent. Dieses wurde auch am 3. Mai 1865 erteilt, da eine Stellungnahme der Königlich technischen Deputation für Gewerbe in Richtung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten positiv ausgefallen war. Ende des Jahres 1867 beantragte auch die Firma Ludwig Loewe & Co in Berlin ein Patent auf das Carlé-Gewehr., das am 25. Februar 1868 erteilt wurde. Luck beantragte, wegen großer Ähnlichkeit der Systeme, die Aufhebung des Patentes von Carlé. Nach anfänglich ablehnender Haltung wurde dem Antrag schließlich am 26. Juni 1869 stattgegeben.
Das nützte Luck aber nichts mehr, da ein Kaufmann Bleckmann aus Solingen bereits einen Auftrag der Kaiserlichen russischen Regierungsfabriken zur Herstellung des Carlé-Systems besaß.
Luck Mustergewehr5
Kammer von rechts mit aufgerichtetem Kammerstengel.
Vorne sieht man den schwarzen Pufferring.

Luck Mustergewehr6
Kammer von oben mit aufgerichtetem Kammerstengel.
Deutlich sichtbar sind die beiden Verriegelungswarzen.

Im Jahr 1866 wurde das System Carlé der russischen Regierung zur Prüfung vorgelegt, das sich besonders zur Umänderung der 6-Linien-Gewehre auf Hinterladung eignete. Aufgrund von politischen Druck wurde das System 1867 angenommen. Es stellten sich jedoch bald Probleme hinsichtlich der Gasdichtigkeit der Verschlusses und der Verbrennung der Papierhülsen dar. Sodaß das Sytem ab 1868 durch das System Krnka ersetzt wurde. Es wurden 213927 Gewehre des alten Modells 1858 nach dem System Carlé abgeändert.

In Preussen hat man die Nachteile des alten Dreyse-Verschlusses erkannt und begonnen die Becksche Aptierung nachzurüsten. Auch begannen hier erste Versuche zur Einführung einer Matallpatrone.
Das Pavlowskij-Garderegiment, Gardeschützenregiment und finnische Schützenbataillon erprobte im Jahr 1866 50 Zündnadelgewehre. Als Ergebnis daraus verzichtete man auf die Einführung dieser Waffe.
Luck Mustergewehr4



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