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Einsteigertipps zum Schießen mit dem Chassepot-Gewehr
(Für einen Einsteiger in das Zündnadelhobby ist das Chassepotgewehr etwas schwerer zu beherrschen, als das Dreysesystem.
Trotzdem ist es - bei Beachtung einiger Randbedingungen - möglich)
Beginnt man mit dem Zündnadelhobby, so denken viele an das Chassepotgewehr, da es auf dem Sammlermarkt etwas günstiger
zu erwerben ist, als die Dreysemodelle. Auch mein erstes Zündnadelgewehr war ein Chassepotgewehr. Auf Grund des Systems
ist es aber zum Einstieg etwas schwerer zu beherrschen. Ich selbst habe einige Jahre experimentiert, bis ich das System richtig
im Griff hatte (auch mit Tipps befreundeter ZN-Schützen).
Generell gilt, Systemkenntnis und etwas Kreativität bei der Bewältigung der kleinen Problemchen. Das Schöne
an den Papierpatronensystemen - insbesonders dem Zündnadelsystem - sind die vielen Experimentiermöglichkeiten.
Ausserdem kann man das Ganze nur selbst praktisch erfahren (grau und wertlos ist alle Theorie). Ohne
Eigeninitiative und handwerkliches Engagement bleibt einem dieses technisch interessanten Systems verschlossen.
Da ich immer wieder um Rat gefragt werde, möchte ich hier nun die wichtigen Punkte zusammenstellen:
- Zündnadel
In der Regel ist die originale Zündnadel zu kurz und zu schade um damit zu schießen. Man sollte sie austauschen.
Als Material eignet sich Rundstahl mit ca. 1,2 mm Durchmesser. Ich selbst habe einen Rollladenspieß genommen.
Zur Steifigkeit etwas verdrillt, angespitzt und gehärtet. Am unteren Ende kann man eine Lötperle anbringen, die
man etwas flachfeilt. Ich habe den Stahl scharfkantig abgewinkelt und gekürzt, damit es in das
Manchon passt. Man sollte die Zündnadel
etwas länger machen, damit sie das Zündhütchen sicher durchstößt. Bei mir ragt die Zündnadel
im entspannten Zustand 15 mm hervor.
- Puffer
Sollte noch ein originaler Puffer vorhanden sein, gilt das Gleiche wie bei der Zündnadel. Ausserdem ist er in der
Regel spröde bzw. verhärtet. Man muss sich den Puffer aus geeigneten Gummimaterial selbst fertigen. Es sollte
nicht zu weich sein, da es sonst zu schnell verschleißt. Dazu besorgt man sich entsprechendes Gummimaterial und die passenden
Locheisen.
Im Baumarkt gibt es solche Handschieber mit denen man normal beim Verfugen von Fließen die Fugenmasse verteilt. Sie bestehen aus
einem Holzgriff und einem Gummiteil. Dieser Gummi eignet sich ideal und hat die richtige Härte. Man macht den Gummi ab,
stanzt ein 6 mm Loch rein, schiebt es von hinten über das Nadelrohr (tete mobile) und schneidet es mit einer Nagelschere
aussen passend. Dazu braucht man mehrere Lagen. Sieht nicht sehr schön aus. Funktioniert jedoch prächtig und
ist eine einfache Methode.
Auch sollte man den Puffer entfernen, wenn man das Gewehr in den Schrank stellt. Durch das Öl quillt der Puffer und
man bekommt das System nicht mehr auf.
- Spiralfeder
Die originale Spiralfeder ist in der Regel zu schwach, da sie für die alten Zündpillen bzw. Zündhütchen mit
starker Füllung gebaut wurde. Die üblichen Percussionszündhütchen sind dafür gemacht, dass ein
kräftiger Hammer draufschlägt und nicht für eine Zündnadel. Entweder man lässt sich in einer entsprechenden
Firma eine neue stärkere wickeln oder besorgt sich eine passende. In der 08-Pistole gibt es eine Spiralfeder, die in
das Griffstück ragt. Diese Feder ist hart genug und hat die passende Ausmaße, ist nur ein paar Windungen zu lang.
Entsprechend gekürzt tut sie hervorragende Dienste.
- Papierpatrone
Bei dem Dreyse-System stützt sich das Zündhütchen gegen den Treibspiegel und das Geschoss ab und bildet somit
ein festes Widerlager gegen die Zündnadel, womit die Zündung normal gewährleistet ist. Bei dem Chassepotsystem
befindet sich das Zündhütchen am Ende der Papierpatrone und stützt sich gegen die Pulverladung ab. Es gibt zwar
die Möglichkeit so eine Art Stempel mit in die Papierpatrone einzubauen, aber das ist eine ziemlich aufwändige Bastelei.
Einfacher ist es, zwei Lagen Papier bei der Hülse zu verwenden, was eine gute Steifigkeit ergibt, aber nicht verhindert,
dass die Hülse weitgehend verbrennt. Zusätzlich stoße ich die Hülse nach dem Befüllen mehrfach auf,
damit sich die Pulverladung festrüttelt und stoße sie mit einem Holzstöckchen fest. Die Pulverladung muss sehr
fest sein, damit es mit der Zündung klappt.
- Geschoss
Grundsätzlich geht jedes Langgeschoss im Kaliber .45. Vom Maxiball bis zum Langgeschoss mit 500 Grain. Am Besten funktionieren
360 bis 380 Grain Geschosse, was natürlich abhängig von der Pulverladung und Pulversorte ist. Hier muss und sollte
experimentiert werden. Man kann auch handelsübliche Minie-Geschosse verwenden. Die Originalgeschosse waren papiergewickelt.
Muss nicht, aber die Geschosse sind natürliche gefettet.
Originale sind Individuen an die man sich rantasten muss, aber das ist auch das eigentlich Interessante entgegen von Replikas und modernen
Waffen.
- Visier
Meist wird auf 50m geschossen. Dazu muss man bei normaler Visierstellung zu weit unterhalb der Scheibe anhalten. Klappt man das Visier
hoch, kann man es nach vorne zur Mündung hin abklappen. In dieser Stellung ist das Visier für 50m geeignet.
- Schießen
Vor dem Schießen entnehme ich den Verschluss. Dazu den Abzug ziehen und den Verschluss nach hinten rausziehen. Die seitliche
Halteschraube habe ich mit zwei Unterlegscheiben gesichert, damit ich sie nicht verliere und sie nicht stört. Dann schiebe ich
die Papierpatrone in die Patronenkammer und schiebe sie mit einem Rundholz mit gefühlvollem Druck ganz nach vorne, damit sie vorne
satt anliegt. Tut sie das nicht, gibt es einen Dämpfeffekt und es funktioniert nicht gut mit der Zündung. Dann System
schließen und Schuss. Nach dem Schuss entnehme ich den Verschluss und reinige das Patronenlager mit einer Messingbürste
und putze den Lauf durch. Das ist notwendig, da man sonst wegen der Verschmauchung nicht die nächste Patronen in das
Patronenlager bekommt. Auch sollte man die Zündnadel abwischen, da sie durch die Verschmauchung sonst gebremst wird und die
Zündung schlechter klappt.
Na dann viel Erfolg bei der Entdeckung des technisch interessanten Systems und Gut Schuss.
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