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Kriegerdenkmal des deutsch-französischen Krieges 1870/71 mit Zündnadelgewehr in Reinheim (Odenwald)

In Reinheim (Odenwald) steht eines der wenigen noch erhaltenen Kriegerdenkmäler, in Deutschland, das an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 dieser Gemeinde erinnert. Dieses Denkmal steht direkt am Bahnhof in Reinheim an der Bahnstrecke Darmstadt - Groß-Umstadt-Wiebelsbach.

ZN Denkmal 1
Es zeigt einen Landwehrmann in gefechtsmäßiger Uniform mit französischer Beutefahne in der rechten Hand und einem Zündnadelgewehr mit der linken Hand festhaltend und auf dem Boden abstützend. Auf dem Rücken hat er einen Tornister und den Mantel zusammengerollt um den Körper geschlungen und auf der Schulter zusammengebunden. An der linken Körperseite trägt der Soldat ein Faschinenmesser. Auf dem Kopf eine Pickelhaube. Leider ist das Wappen von unten auf Grund der Korrosion nicht deutlich zu erkennen.

ZN Denkmal 2
Auf dem Sockel aus Granit ist links, vorne und rechts jeweils eine Tafel angebracht. Auf der linken und rechten Tafel sind die gefallenen Gemeindmitglieder aufgelistet. Auf der vorderen Tafel ist folgender Text zu lesen:
"Den tapferen Kriegern 1870 1871 Unseren Seelen Gott Unseren Leibern den Feinden
Gestiftet von den Einwohnern zu Reinheim 1900"

Das Denkmal wurde, nach einem Beitrag in einem heimatkundlichen Bericht von 1902 , am 1. Juli 1900 feierlich enthüllt und eingeweiht. Der Beschluss dazu erfolgte bei einer Feier zum 25jährigen Jubiläum des neuen deutschen Reiches am 18. Januar 1896.
In diesem Bericht ist auch vermerkt, dass die Figur aus Galvanobronze und das der Unterbau aus Odenwälder Granit gefertigt wurde. Die Höhe des Denkmals beträgt 6 Meter.

Unterhalb des Abakus ist auf der rechten Seite folgender Text eingemeißelt: "F MERZ 5 GR BIEBERAU" (siehe folgendes Bild)

ZN Denkmal 3
(Auf das Bild klicken zum Vergrößern)


ZN Denkmal 4
Der Visierung und den Laufringen nach zu urteilen, würde ich das Gewehr als nach Beck aptiertes Modell 62 ansprechen. Allerdings fehlt ein Teil des Abzugbügels (entweder wurde er nicht ausgeführt oder ist abgebrochen, was von unten nicht zu erkennen ist) und auch die Proportionen stimmen nicht ganz, was man z.B. am Abzugsbügel selbst, aber für meinen Geschmack auch an dem hinteren Teil des Systems erkennen kann. Auf Grund der Proportionen könnte es sich auch um ein Württembergisches Modell handeln. Dazu passt aber das Schlösschen nicht so ganz.
Da der Künstler sich allerdings sehr große Freiheiten genommen hat, muss diese Frage letztendlich offen bleiben. Vielleicht hat man auch nur versucht möglichst viele Gesichtspunkte zu berücksichten, da die, am Krieg teilnehmenden Reinheimer Bürger, in verschiedenen Einheiten dienten.
Das aufgepflanzte Bayonett ist abgebrochen oder abgebrochen worden.

ZN Denkmal 3
(Auf das Bild klicken zum Vergrößern)


Aus dem Bereich des Heimatmuseums in Reinheim habe ich die Information erhalten, dass 1980 der Beschluss im Stadtparlament gefasst wurde, den Krieger vom Sockel zu nehmen, weil seine Standfestigkeit nicht mehr sicher erschien. Bei einer Nacht- und Nebelaktion wurde der Bronzesoldat dann in der Nacht des 2.Weihnachtsfeiertags 1980 von Unbefugten vom Sockel geschubst. Es regte sich in der Gemeinde Gegenwehr gegen den Beschluss. Es wurde eine Initiative gegründet, Unterschriften und Geld gesammelt und der Bronzesoldat wurde frisch befestigt wieder aufgerichtet.
Auf einem Bild eines Zeitungsausschnittes mit der umgestürzten Bronzefigur sieht man, dass zu dem Zeitpunkt das Bayonett noch intakt war. Es muss also nach 1980 abgebrochen worden sein.

Aus einer weiteren Quelle, die ich dankenswerter Weise vom Heimatmuseum in Reinheim bekommen habe, kann man weiteres entnehmen:
43 Reinheimer Bürger nahmen an dem Krieg 1870/71 teil. Zwei kamen nicht zurück, die an einer Gedenktafel an der Kirche genannt sind. Sie bekamen aus der Gemeindekaße 7 Gulden und die 29 vor dem Feind gestandenen Reinheimer Bürger noch mal 5 Gulden überwiesen. Weiterhin unterstützte die Gemeindekaße Reinheim die Soldaten für ihre Aufwände und die Versorgung der Verletzungen mit entsprechenden Geld und Sachleistungen (weitere Einzelheiten können aus der Quellenangabe [1] entnommen werden).
Reinheim unterstützte den Krieg mit Fuhren, Ersatz für Pferde, Wagen und Geschirr im Wert von 3892 Gulden und 44 Kreuzer. Für die Ausführung des Denkmals wurde die Steinschleiferei von Friedrich Merz V. in Groß Bieberau für die Summe von 3800 Mark beauftragt (was die oben genannte Inschrift erklärt). Da ein passender Platz in Reinheim für das Denkmal nicht zu finden war, hat die preußische und großherzogliche hessische Eisenbahndirektion Mainz den Platz am Reinheimer Bahnhof gegen die jährliche Anerkennungsgebühr von einer Mark zur Verfügung gestellt.

Quellen :
[1] Reinheim in Vergangenheit und Gegenwart - Eine heimat- und volkskundliche Betrachtung von Friedrich Kopp, 1902, S. 32-37

[2] Darmstädter Echo, 27. Dezember 1980



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